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Geschichten für’s Herz! Die alte Yogini, die Champagner über alles liebte!

    Geschichten für’s Herz

    Die alte Yogini, die Champagner über alles liebte

    03.09.2024

    Die alte Yogini, die Champagner über alles liebte

    Die alte Yogini, die Champagner über alles liebte

    Im 20. Jahrhundert lebte in Nordindien in einem kleinen Ashram an den Berghängen des Himalayas eine alte Yogini. Diese Yogini hatte eine besonders große Vorliebe für einen französischen Champagner, den ihr einer ihrer Schüler jedes Jahr mitbrachte, wenn er sie besuchte, um ein Retreat bei ihr zu machen. Der Besuch des Franzosen wurde in drei Monaten erwartet, aber die alte Yogini war sehr, sehr krank. Abers sie sprach immer davon, dass sie das Retreat mit dem Franzosen noch abhalten wollte und deshalb bis dahin wieder gesund würde. Sie war aber so krank, dass jeder im Ashram sich wunderte, dass der Yogi überhaupt noch lebte und davon überzeugt war, dass sie in ein paar Monaten noch leben würde.

    Dann kam ein bekannter Sadhu zu Besuch in den Ashram. Die alte Yogini und der Sadhu kannten sich bereits seit vielen Jahren. Der Sadhu war der Einzige, der um die Vorliebe der Yogis für den Champagner wusste. Er musste schmunzeln, als man ihm erzählte, dass die kranke Yogini unbedingt das Retreat mit dem Franzosen erleben wollte. Schließlich suchte er die Totkranke auf und fragte sie nach ihrer  Gesundheit. »Nun ja«, erwiderte die Alte, »Ich bin zwar krank, aber ich werde wieder gesund, weil ich mich schon seit Monaten auf das Retreat mit dem Franzosen freue. Ihr wisst ja, dass ich den Champagner, den Jacques mir mitbringt, schon immer geliebt habe!« »Ja, das weiß ich«, gab der Sadhu zurück.

    Der Sadhu fuhr fort: »Ich weiß nicht, ob du auch davon gehört hast, aber der Champagner im Nirvana muss noch viel, viel besser schmecken als der unsere hier. Und außerdem bekommt man dort so viel davon, wie man will.« Da wurde die alte Yogini hellhörig und fragte: »Seid ihr ganz sicher?« »Ja, natürlich«, antwortete der Sadhu, »Mein eigener Guru hat es mir erst letzte Woche erzählt.« »Nun ja, wenn der es gesagt hat, dann wird es wohl der Wahrheit entsprechen«, meinte die Alte.

    Danach plauderten die beiden noch eine Weile miteinander über dieses und jenes, lachten über gemeinsame Erfahrungen und verbrachten dann noch eine Weile schweigend beisammen. Zum Abschied umarmten sie sich und verbeugten sich noch einmal voreinander als Zeichen des tiefen Respekts, den sie immer füreinander empfunden hatten. Bereits in der nächsten Nacht starb die alte Yogini. Als der Sadhu am nächsten Morgen zu ihm ans Totenbett trat, fand er den Toten mit einem zufriedenen Lächeln auf ihrem Gesicht vor.