Übernimm dich nicht!
Übertriebener Ehrgeiz hat auf der Yogamatte und dem Meditationskissen nichts verloren
Gehörst du auch zu den Menschen, die gut sein wollen in der Yogastunde, der Meditation oder bei der Achtsamkeitspraxis?! Oder möchtest du vielleicht sogar sehr gut sein, vielleicht sogar die Nummer Eins?! Dann ist dieser Artikel genau richtig für dich!
Techniken wie die Meditation, aber auch Yoga und die Achtsamkeit können unseren Stress erwiesenermaßen erheblich reduzieren. Wir können gelassener werden und in unserer spirituellen Entwicklung weiterkommen. Dies ist allerdings nur dann möglich, wenn wir nicht unter einen Selbstoptimierungsdruck kommen. Halte doch an dieser Stelle einen Moment inne und frage dich ehrlich, ob du dich selbst gerne unter Leistungsdruck setzt auf der Matte und es immer gut oder richtig machen möchtest?!
Betroffen sind besonders solche Menschen, die auch im Alltag die Tendenz haben, alles perfekt zu machen und nach Möglichkeit durch besondere Leistungen auf sich aufmerksam machen möchten. Wie geht es dir?! Bist du leistungsorientiert oder machst du die Dinge, weil sie dir Spaß machen? Bist du enttäuscht, wenn du im Yoga nicht in den Kopfstand kommst oder kannst du es mit einem Lächeln akzeptieren, dass du Schwierigkeiten hast, in diese Stellung zu kommen.
Es heißt, dass wir auf der Yogamatte oder dem Meditationskissen genauso reagieren wie im alltäglichen Leben. Solltest du also ehrgeizig sein, nicht verlieren können, oder glauben das du erst dann geliebt wirst, wenn du 200% gibst, dann tust du gut daran, deine Haltung dir selbst gegenüber zu ändern. Vergiss bitte nicht, dass es beim Yoga, bei der Meditation, beim Thai Chi und allen anderen spirituellen Praktiken darum geht, genau dieses Leistungsstreben loszulassen. Es geht nicht darum, unser auf Leistung konditioniertes Ich zu bedienen. Das Ziel ist viel mehr, aus dem Sein heraus zu leben und zu handeln.
Bleib bei dir.
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Stress und Leistungsdruck
Stress und Leistungsdruck entsteht dann, wenn wir immer wieder auf die Nachbarmatte im Yogaraum schauen und feststellen, dass unser Nachbar oder unsere Nachbarin viel tiefer in die Dehnung kommt als wir selbst. Der Druck entsteht auch dann, wenn Teilnehmer in Abschlußrunden eines Meditationsretreats von ihren wunderbaren, lichtvollen Erlebnissen erzählen und wir selbst die Notbremse unseres Gedankenkarussels die ganze Woche über gesucht aber und nicht gefunden haben.
Finden wir auch am Ende eines achtwöchigen Achtsamkeitskurs immer noch nicht auf Anhieb den Knopf, der uns in die Stille führt, können wir uns schon mal schlecht fühlen. Erwischt uns trotz einer Dauerkarte im Yogastudio die Existenzangst kalt oder werden wir trotz regelmäßiger Meditation gekündigt oder krank bekommen wir schnell Schuldgefühle. Haben wir trotz positiver Affirmationen immer noch keinen Traumpartner oder eine zahlbare Wohnung gefunden, kann sich das Gefühl einschleichen, dass wir etwas falsch gemacht haben, oder – schlimmer noch – selbst schuld daran sind.
Disziplin und Gleichmut
Natürlich braucht es eine gute Motivation, damit wir uns täglich aufs Mediationskissen setzen oder regelmäßig ins Yoga gehen. Und es braucht auch ein Ziel, das uns dahingehend motiviert, regelmäßig unsere Mantren zu rezitieren, achtsam zu essen und die Gehmeditation in Ruhe Schritt für Schritt zu machen.
Aber Vorsicht! Übertriebener Ehrgeiz hat auf der Yogamatte und dem Meditationskissen nichts verloren. Die Vorstellung, dass du irgendwann mal „fertig“, bzw. „vollkommen“ bist, kannst du am besten am Eingang des Mediationszentrum abgeben. Wenn wir mit einer solchen Erwartung an unsere spirituelle Praxis gehen, ist diese zum Scheitern verurteilt.
Einen spirituellen Weg zu gehen, bedeutet das wir lernen uns in einem ersten Schritt selbst anzunehmen. Und zwar mit all unseren Ecken und Kanten. Und wir tun gut daran, wenn wir in einem zweiten Schritt unsere Grenzen anerkennen und unsere Eigenarten lieben lernen. Sich seiner selbst bewusst zu werden und achtsamer zu werden meint, dass wir einfach offener und freundlicher zu uns selbst und der Welt sind.
Für uns, die wir in einer Leistungsgesellschaft leben, mag es paradox und unvorstellbar klingen: aber das „Erfolgsgeheimnis“ der spirituellen Praktiken sieht so aus: Je mehr du von irgendwelchen Vorstellungen, Wünschen und Erwartungen loslässt, wie du am Ende deines Weges sein wirst oder sein solltest, desto mehr Freude wirst du bei dem haben, was du tust. Je eher du mit dir selbst Frieden schließt, und zwar so wie du aussiehst und bist, desto eher wirst du dich wohlfühlen. Lass alle Ziele und Wünsche los! Das ist zwar leichter gesagt als getan. Aber es ist möglich!